Unsere Notstation sitzt in Quarnbek nahe Kiel in Schleswig-Holstein.
Wir sind eine private Institution und pflegen die Tiere, die uns anvertraut werden mit größter Liebe und Sorgfalt. Da wir kein Verein sind, haben wir keine Öffnungszeiten, sondern managen die Notstation in unserer "Freizeit". Wir werden
nicht von öffentlicher Hand unterstützt, sondern durch private Menschen, denen das Wohl der Tiere genauso am Herzen
liegt wie uns.
Echte Naturburschen
Wir haben unseren Fokus auf die artgerechte Gruppenhaltung in der Natur gelegt. Wir möchten den Tieren ein Leben bieten, dass so naturnah wie möglich ist. Robuste Tiere verbringen ihren ganzen Aufenthalt bei uns draußen: Tag und Nacht, Sommer wie Winter.
Zur Außenhaltung bei uns gehört ein etwa 2500qm großes Gelände, das wir eingezäunt haben und in verschiedene Bereiche aufgeteilt haben. Der den Auslauf umgebende Zaun ist 1m50 hoch, aus feuerverzinktem Stahl und besteht aus kleinen Maschen, so dass er mardersicher ist. Dieser Zaun ist zusätzlich durch einen Elektrozaun geschützt. Das gesamte Grundstück ist durch eine tief in den Boden reichende Mauer umgeben, sodass sich die Kaninchen nicht aus- und Fressfeinde nicht reingraben können.
Um die Kontaminierung des Bodens zu verhindern, haben wir mit dem Umzug einen Weidewechsel eingeführt. Für mehrere Wochen bis Monate ist unsere große Gruppe von etwa 40 Tieren auf "Koppel 1" untergebracht. Sobald das Gras abgefressen ist, wechseln wir auf "Koppel 2".
Dadurch kann das Gras nachwachsen, wir können Buddellöcher stopfen, den Rasen düngen (nur durch Köttel kommt es oft zu einer Übersäuerung und Mangel-Mineralisierung) und wir können ungeliebte Pflanzen abmähen. Außerdem kann die Natur anfangen, die zahlreichen Kaninchenköttel abzubauen. Sodass die Wiese bei Neubezug wieder "frisch" ist.
Beide Koppeln bieten noch unterschiedliche Anreize und sind jeweils etwa 1000 qm groß.
Koppel 1 ist eine fast reine Rasenkoppel mit einigen Büschen, einem großen Apfelbaum und umrundet von einer Buchenhecke, die übrigens auch sehr gern gefressen wird. Gras und Gräser sind der Hauptnahrungsbestandteil von Kaninchen, diese Koppel eignet sich sehr gut für die Frühjahrs- und Sommermonate, wenn das Wachstum des Grases am größten ist. Als Regen- und Witterungsschutz stehen Häuser, der Gewächshausstall und die Haussade (überstehendes Reetdach) zur Verfügung.
Koppel 2 ist ein kleines Waldareal. Hier wächst weniger Rasen, dafür mehr Löwenzahn und hier können die Kaninchen viele Blätter der Bäume und deren Früchte verputzen. Hier wächst Ahorn, Eiche, Tanne, Kiefer, Zypresse, Weißdorn und Schwarzbuche. Außerdem habe nwir hier zwei weitere Apfelbäume. Die Bäume bieten guten Schutz vor Regen, weswegen diese Koppel für Herbst und Winter besser geeignet ist.
Ist dieses Gehege raubtiersicher?
Das Gehege ist nicht gegen Raubvögel geschützt. Trotzdem sperren wir die Tiere nachts nicht ein. Dieses Risiko gehen wir ein, weil uns die Freiheit der Tiere und Nähe zur Natur wichtiger ist. Wir verlassen uns auf die natürlichen Instinkte unserer Tiere, die bei Lärm oder vorbeiziehenden Vögeln ganz natürlich Schutz in den Häusern und ihren Tunneln suchen.
Es mag anfangs etwas makaber oder desinteressiert wirken. Aber es gehört zum natürlichen Lebenslauf dazu, dass Tiere wie Kaninchen einer gewissen Gefahr ausgesetzt sind. Und eigentlich spielt es doch keine Rolle, ob der Fuchs ein wildlebendes Kaninchen tötet und dessen Leben beendet, oder eines der unseren "erwischt": damit der Kreislauf des Lebens funktioniert müssen andere Tiere sterben.
Gehege für verschiedenste Ansprüche
Über die Jahre haben wir verschiedenen "Pflegestufen" in unseren Kaninchenherden herausgefunden:
Handicap-Gehege: Hier sitzen grundsätzlich fitte Kaninchen, die aber gesondert beboachtet und mit Medikamenten versorgt werden müssen. Das Grundgehege ist 150qm groß und hat einen Wintergarten (knapp 10qm), das Ausweichgehege für die Rasenpflege ist knapp 100qm groß.
Rentner-Gehege: Die Tiere, die hier wohnen, haben Zahnprobleme, kämpfen mit Abszessen oder haben andere Leiden. Sie brauchen Intensivpflege. Meistens können sie wegen drohender Fliegenmadengefahr nicht draußen gehalten werden.
Bauchweh-Gehege: Hier wohnen einige Kaninchen, die probleme mit einer stabilen Darmflora haben. In Außenhaltung haben sie Probleme mit Würmern, Kokzidien oder Hefen und brauche nebsonderes Futter, Medikamente und ständige Kontrolle und Desinfektion.
In unseren Gehegen sorgen wir für ausreichend Unterschlupfmöglichkeiten, z.B. Häuser, Röhren, Rollen und Ställe. Die Häuser sind immer offen und können bei schlechtem Wetter aufgesucht werden. Im Winter statten wir viele Unterschlüpfe mit isolierenden Styroporplatten und einer dicken Lage Stroh aus.
Stall
Zur Außenanlage gehört für die große Gruppe ein umgebautes Gewächshaus mit einer Grundfläche von etwa 15qm. Es ist immer offen, trocken, im Winter auch leicht wärmer als die Außenluft und hat viele Versteckmöglichkeiten oder Plätze zum Ausruhen.
Das Handicap-Gehege darf in unserem Wintergarten am Haus Schutz suchen. Bei zu kalter Außenluft müssen wir die Tür nach draußen allerdings schließen um keine Frostschäden an den Heizungen zu haben.
In den anderen Gehegen stehen Außenställe zur Verfügung.
Ernährung und Fütterung
Auf der Wiese befinden sich verschiedenste Gräser und Kräuter, z.B. Giersch, Brennesseln, Löwenzahn, Gänseblümchen und verschiedenste Grasarten.
Außerdem wachsen leckere Obst- und Laubbäume wie Eichen, Äpfel, Buchen und Weiden. Diese bieten Anfang des Jahres leckere Schnittäste, im Herbst die Früchte und auch die Blätter. Die Kaninchen warten regelrecht auf die fallenden Äpfel.
Selbstverständlich steht im Außenbereich immer frisches Wasser aus einem Napf zur Verfügung, so wie gesundes Heu. Wenn die Wiese "aufgebraucht" ist, werden die Tiere mit Gemüse zugefüttert. Dabei achten wir auch zuckerarme Fütterung, die in der Regel getreidefrei ist. Um im Winter für genügend Energie zu sorgen, füttern wir Knollen wie Sellerie, Zuckerrüben und Rote Beete. In Frostperioden füttern wir gewalzte oder getrocknete Gemüsesorten zu, damit die Kaninchen genügend Energie zur Wärmeerzeugung haben.
Natürliche Lebensweise
Unsere Tiere sollen so naturnah wie möglich leben. Bei leichten Regenschauern fressen sie ungestört weiter, bei starkem Regen setzen sie sich unter Bäume oder flüchten in die aufgestellten Häuser und Stelle.
Nachts werden sie nicht eingesperrt, sondern dürfen fressen, so wie sie es in der Natur machen; Kaninchen sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie schärfen ihre Sinne, weil sie auf Gefahren achten müssen. Sie sensibilisieren auch ihre Aufmerksamkeit zu anderen Kaninchen, denn es gibt immer mehrere Wachkaninchen, die besonders die Ohren spitzen.
Und tagsüber ist dann Zeit, um zu chillen. Unsere Kaninchen dürfen buddeln und es sich gemütlich machen, sich wälzen und eben einfach auch Kaninchen sein. So haben sie zum Beispiel auch richtige Toilettenecken entwickelt.
DIE INNENHALTUNG
Nicht alle Tiere sind fit genug, um bei jedem Wetter den Wind um die Nase zu spüren. Unsere Pflegekaninchen oder Neulinge,
die erst noch umgewöhnt werden müssen, halten wir deswegen in Kaninchenzimmern in Innenhaltung.
Grundsätzlich haben wir 1 Standard-Kaninchenzimmer, dass je nach Bedarf in bis zu 4 Gehege unterteilt werden kann.
Insgesamt haben die Fellnasen etwa 20qm Platz. Das Zimmer ist je nach Bedarf und Pflegezustand in mehrere Abschnitte unterteilt.
Hier wohnen die größte Zeit des Jahres auch unsere Senioren.
In unserem Wintergarten lebt immer eine unserer Handicap-Gruppen. Sie können tagsüber raus und sind nachts im trockenen und
warmen. Gerade beeinträchtige Tiere verlieren bei nächtlicher Außenhaltung zuviel Energie und neigen dazu, abzumagern.
In einem weiteren Zimmer können wir im Gästegehege Gruppen von Neulingen aufnehmen oder Gäste betreuen.
Auch hier beschränkt sich die Größe allerdings auf 8-10qm.
Im Winter können wir zusätzlich bis zu 3 Gehege in einem beheizten und mit Fenstern ausgestatteten Garagentrakt einrichten.
Für Notfälle können wir unsere ca 5qm Loggia und unserer aufgeteiltes Bad (3 x 2 qm) einrichten, oder sogar unser Wohnzimmer
(Gehege mit 4qm) einrichten. Diese nutzen wir meist für Quarantäne oder das Abwarten der Kastrationsfrist.
KANINCHENHALTUNG im Detail
Bauweise:
Als Boden dient eine großzügige Lage von PVC, die hygienisch, wasserdicht und leicht zu reinigen ist. Drunter haben wir eine dämmende Styroporfolie verlegt, die Bodenkälte verhindert. Die Gehegetrenner bestehen aus unbehandeltem Holz, teils durch Drahtzaun verstärkt, weil es immer wieder Ausreißer gibt, die auch durch die schmalsten Lücken kommen. Die Gehege sind zum großen Teil mit Bambusmatten umrahmt, die einmal optisch schön sind, aber auch Schmutz von den Wänden halten und für die Tiere untereinander Sichtschutz bieten.
An Stellen, die gerne zum Markieren oder für's Pipi genutzt werden, ist das Holz mehrfach mit Acryl-Klarlack behandelt. Der hält Wasser gut ab. Im Fall des Beknabberns ist er auch sehr standhaft und vor allem ungiftig. Acryl-Klarlack ist nämlich auch für Kinderspielzeug zugelassen. Als Toilette dienen zahlreiche Käfigunterböden, die mit Holzpellets befüllt sind.
Seniorengehege (links) Der Platz ist etwa 8qm groß und beherbert derzeit 4 Kaninchen. Für Neuankömmlinge und ruhige Zusammenführung lässt sich das Gehege etwa in der Hälfte teilen.
Pflegegehege (rechts) Hier ist es auch jederzeit möglich, Wärmelampen zu installieren, oder andere wichtige Pflegeeinrichtungen anzubringen. In Zweier-Kombi können wir die Tiere besser beobachten, das Gewicht gut kontrollieren und das Futter optimal dosieren. Es bietet nur eine beschränkte Größe von etwa 2-4qm (je nach Aufstellung)
Ein weiteres Pflegegehege haben wir in unserem Schlafzimmer untergebracht. Hier kommen patienten hin, die rund um die Uhr
Beobachtung und Betreuung brauchen. Leider ist es seit unserem Umzug nach Dolgen am See im Dezember 2013 regelmäßig von
unserem Patienten Cooper besetzt.
Separates Kastratengehege / Quarantäne-Gehege Um den Streß zu vermeiden, sitzen unkastrierte Männchen oder Kaninchen in (Kastrations-)quarantäne hier gesondert von den anderen Gruppen in einem extra Zimmer. So ist eine akustische Trennung möglich ist, auch wird Geruch nur minimal wahrgenommen. Das Gehege ist allerdings auf 2-3qm begrenzt.